Prolog

Prolog

Alex, ich werde das Unternehmen verlassen.

Mit diesem einfachen Satz habe ich Klarheit geschaffen und mich gleichzeitig an den Rand des Beckens mit eiskaltem Wasser gestellt. Mein geordnetes Leben hatte ein Ablaufdatum – 90 Tage. So lange war meine Kündigungsfrist.

Alex war mein Chef bei der Unternehmensberatung, bei der ich bis Mai 2022 gearbeitet habe. Er war ein guter Chef. Ich habe ihm viel zu verdanken. Generell habe ich rückblickend auf meinem Weg immer großartige Führungskräfte und Unterstützer*innen gehabt, die mich auf meinem Werdegang begleitet und gefördert haben.

Nach meinem Abi habe ich 2011 bei einem großen Industrieversicherungsmakler meine Ausbildung begonnen. Danach war ich in London und habe dort für einige Monate in der Versicherungswirtschaft gearbeitet. Zurück in Deutschland habe ich BWL studiert und landete danach direkt bei der Unternehmensberatung, wo Alex mein Chef wurde. Man könnte meinen, dass es beruflich bei mir richtig gut lief. Ich hatte ein ausgiebiges Gehalt, einen üppigen Jahresbonus und einen übermotorisierten und steueroptimierten Dienstwagen. Aber innerlich war ich aufgewühlt. Irgendetwas in mir weckte den Drang mit physischen Produkten arbeiten zu wollen. Weit weg von PowerPoint-Folien und Excel-Tapeten. Und ich habe auch eine Vermutung, woher dieser innerliche Drang kam.

Vor rund fünf Jahren bin ich mit meiner Freundin zusammengekommen. Sie kommt aus NRW und ihre Eltern sind selbstständig. Müller, um genau zu sein. Auf dem wunderschönen Hof steht eine große Mühle mit einer über 400 Jahre alten Geschichte. Und nicht nur das, auf dem Hof gibt es einen großen Gemüsegarten, Schafe, Hühner, Gänse und Enten. An den Wochenenden, an denen meine Freundin und ich zu Besuch zu ihr nach Hause gefahren sind, gab es jedes Mal eine große Aufgabenliste. Zäune bauen und reparieren, Ställe ausmisten, Holz hacken, Tiere füttern, usw. Meine Freundin kannte diese Welt, aber für mich als Stadtkind mit Bürojob war das eine völlig neue Erfahrung. Durch meine Besuche auf dem Hof habe ich drei wesentliche Erkenntnisse gewinnen können.

  1. Für die Arbeit auf dem Hof ist dringend Arbeitskleidung notwendig. Weiße Sneaker und Chinos eigenen sich nur bedingt zum Ausmisten eines Stalls.
  2. Es ist unglaublich befriedigend am Abend die Ergebnisse der eigenen Arbeit sehen oder gar erfahren zu können. Beispielweise vor dem wärmenden Kamin, in dem das selbst gehackte Holz verbrannt wird.
  3. Das Gefühl sich selbst verwirklichen und selbstbestimmt arbeiten zu können schüttet mehr Glückshormone aus, als der Blick auf den Kontoauszug am Ende des Monats, nachdem das Gehalt eingegangen ist. Tatsächlich kam mir diese Erkenntnis aber erst später. Was genau ich damit meine erfährst du in einem späteren Kapitel.

Ich bin mir sicher, dass mich diese Erfahrungen schlussendlich dazu bewegt haben neu anzufangen und meinen alten Bürojob aufzugeben. Inspiriert durch meine Freundin und meine Schwiegereltern (in spe) habe ich mich dazu entschlossen für mich selbst arbeiten zu wollen und Unternehmer zu werden. Ich kündigte also, um mein eigenes Unternehmen aufzubauen.

And here we go…

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Kapitel 1. Der Grundstein.

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