Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?
Ich saß im Auto und fuhr zurück in Richtung Hamburg. Über die Freisprecheinrichtung telefonierte ich mit meiner Mutter. Bevor sie mich überhaupt begrüßen konnte, erzählte ich ihr, dass ich mir eine Ölmühle kaufen werde. Nachdem sie ihre Sprachlosigkeit überwunden hatte, fragte sie mich besorgt, ob ich mir diese Entscheidung auch wirklich gut überlegt habe. Rückblickend muss ich zugeben, dass ich die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht so ganz durchdacht hatte… Aber spulen wir gedanklich noch einmal zurück. Denn die Idee, mir eine Ölmühle zu kaufen, kam natürlich nicht aus heiterem Himmel. So mutig bin ich dann doch nicht gewesen.
Durch meine Freundin und ihre Eltern habe ich meine Einstellung zu Lebensmitteln von Grund auf an hinterfragt und ich fing an mich dafür zu interessieren, wo meine Lebensmittel herkommen und wie sie hergestellt und verarbeitet worden sind. Über diese Fragen habe ich mir während meiner Kindheit und Jugend nie allzu viele Gedanken gemacht. So richtig gefesselt war ich, nachdem ich das erste Mal die BIOFACH in Nürnberg – die weltweit größte Bio-Messe – besucht habe. Besonders angetan war ich von den jungen Gründer*innen, die dort ihre neuen Produkte und Unternehmen vorgestellt haben. Und in den hintersten Ecken in meinem Kopf, fing ich an zu grübeln. Denn irgendwie habe ich mich dort auch gesehen – mit meinem eigenen Produkt. Aber mit welchem Produkt? Ich war Unternehmensberater und wurde für das Reden und für das Malen von PowerPoint-Folien bezahlt.
Ich fing also an, genauer darauf zu achten welche Lebensmittel regelmäßig in meinem Kühl- und Vorratsschrank landeten. Im Laufe der Zeit richtete sich mein Fokus auf Speiseöle. Ich begann zu recherchieren und fing an, mich tiefer in die Materie einzuarbeiten. Aufmunitioniert mit theoretischem Wissen nahm ich mir ein paar Tage frei und fuhr quer durch Deutschland, um andere Ölmanufakturen zu besuchen und mich mit den Inhaber*innen auszutauschen. In meinem Kopf überschlugen sich indes die Gedanken und ich fing an mich zu fragen, ob ich wirklich einmal meine eigenen Speiseöle herstellen würde. Mir gefielen diese Gedanken und so reifte die Idee in meinem Kopf weiter heran. Sie wurden immer handfester und ich wurde immer euphorischer. Am Ende machte dann der Vater meiner Freundin Nägel mit Köpfen, denn während eines Besuches in NRW drückte er mir eine Preisliste mit unterschiedlichen Ölmühlen in die Hand und sagte: „Nicht reden, machen! Du hast doch gerade deinen Bonus bekommen.“ Er hatte recht und ich war fest entschlossen mir meine Ölmühle zu kaufen. Auf dem Weg zurück nach Hamburg rief ich dann meine Mutter an und erzählte ihr von meinen Plänen.
Da meine Freundin strikt dagegen war, dass ich meine neue Errungenschaft auf dem Esstisch im Wohnzimmer in Hamburg aufbaue, habe ich meine Ölmühle nach NRW liefern lassen und mich in einem der Kellerräume eingerichtet. Hier konnte ich nun ungestört an den Wochenenden experimentieren und fing an, alle möglichen Rohwaren zu pressen und zu probieren – in der Theorie wusste ich ja bereits wie das geht. Aber Theorie und Praxis lagen auch dieses Mal recht weit voneinander entfernt und es verging viel Zeit, bis ich die optimalen Einstellungen an der Ölmühle für die jeweiligen Rohwaren gefunden hatte. Am Ende haben die Ergebnisse nicht nur mich, sondern auch mein Umfeld überzeugt. Schlussendlich kündigte ich bei der Unternehmensberatung und legte somit den Grundstein für mein eigenes Unternehmen – die Elbmüller GmbH.
Als Elbmüller möchte ich in einer gläsernen Manufaktur, mitten in Hamburg, frische, kaltgepresste Speiseöle aus heimischen Früchten, Saaten und Nüssen herstellen und vermarkten. Ganz ohne Chemie oder anderen Schnickschnack. Neben überragenden Produkten möchte ich auch immer über den Tellerrand hinausschauen und an andere denken.
Gerade wird aus meinem Traum Realität. Und mit der Realität kommen auch echte Herausforderungen…
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