Kapitel 2. Anders. Von Anfang an.

Kapitel 2. Anders. Von Anfang an.

Putin ist in die Ukraine einmarschiert.

24.02.2022. Der Wecker klingelte wie jeden Morgen um 06:00 Uhr und ich wachte langsam auf. Meine Freundin war offensichtlich schon länger wach, denn als ich über meine Schulter sah, bemerkte ich, dass sie gebannt auf ihr Tablet starrte. In einem Tonfall aus Wut, Hilflosigkeit und Angst sagte sie nur, dass Putin in die Ukraine einmarschiert ist. Es traf mich wie der Schlag und ich war sofort wach. Ich griff nach meinem Handy und als ich es gefunden hatte versank ich ebenfalls in der Berichterstattung.

Vor einigen Jahren war ich selbst in der ukrainischen Hauptstadt zu Besuch. Kiew pulsierte und die Menschen waren freundlich und offen und man wurde überall in kurze, sympathische Gespräche verwickelt. Auf dem Majdan Platz waren damals überall riesige Banner mit Europaflaggen aufgestellt und an dem Haus der Gewerkschaften, das während der Euromajdan-Proteste durch einen Brandanschlag vollständig zerstört wurde, hing ein riesiges Plakat mit der Aufschrift: Freedom is our Religion. Und jetzt brennt das ganze Land. In meiner Ohnmacht wollte ich helfen und spendete sofort Geld, so wie viele Andere auch. Aber ich wollte mehr machen, als mein Girokonto zuließ und überlegte, wie ich kurzfristig noch mehr Geld für die Ukraine einsammeln konnte.

Im Herbst letzten Jahres habe ich mich intensiv mit der Herstellung von Rapsöl beschäftigt. Für meine kleine Versuchsreihe kaufte ich mir Raps bei einem Bio-Großhändler aus Hamburg. Vor einigen Wochen fiel mir dann zufällig der Beleg für den Raps in die Hände – ich hatte Bio-Raps aus der Ukraine gekauft. Und da war sie, die Idee, wie ich kurzfristig noch mehr Geld für die Ukraine sammeln konnte. Ich setzte mich sofort an meinen Laptop und entwarf ein Etikett – als Berater natürlich in PowerPoint. Am Wochenende fuhr ich nach NRW. Dort angekommen verschwand ich direkt im Keller – mit meiner Ölmühle und der übriggebliebenen Rapssaat. Einige Tage später war es dann soweit und mein ukrainisches Bio-Rapsöl war abgefüllt.

Ich schrieb eine Nachricht mit klarer Botschaft an meine Freunde und Bekannte. Für einen Beitrag von 30 Euro gibt es eine Flasche von meinem mühlenfrischen und kaltgepressten Bio-Rapsöl. Die Beiträge werden zu 100 Prozent an das ukrainische Nothilfeprogramm gespendet und die Kosten für die Herstellung der Öle übernimmt die Elbmüller GmbH. Es dauerte keine Stunde und ich hatte mein Ziel erreicht. Nun möchte ich mich noch einmal bei allen Unterstützer*innen von tiefstem Herzen bedanken! Eure Beiträge sind inzwischen wie versprochen beim ukrainischen Nothilfeprogramm eingegangen.

Im Prolog hatte ich beschrieben, dass das Gefühl sich selbst verwirklichen und selbstbestimmt arbeiten zu können mehr Glückshormone ausschüttet, als der Blick auf den Kontoauszug nachdem das Gehalt eingegangen ist. Und genau diese Aktion hat mir das vor Augen geführt. Endlich konnte ich meinen Ideen und Kreativität freien Lauf lassen, um einen Unterschied zu machen.

Als ich die Elbmüller GmbH gegründet habe, bin ich angetreten, um Dinge anders zu machen. Von Anfang an. Gewinnmaximierung steht bei mir nicht an erster Stelle und beflügelt vom Erfolg meines ukrainischen Rapsöls plane ich schon weitere Ideen, um später soziale Projekte in Hamburg unterstützen zu können. Und an diesem Versprechen möchte ich später auch gemessen werden.

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Kapitel 1. Der Grundstein.
Kapitel 3. Jede Ernte schmeckt anders.

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