Kapitel 3. Jede Ernte schmeckt anders.

Kapitel 3. Jede Ernte schmeckt anders.

„Lebensmittel ist Landwirtschaft. Essen ist Natur.“

Natürlich war mir schon immer klar, auch als Jugendlicher in der Großstadt, dass Kühe nicht lila und Lebensmittel nicht aus dem Kühlregal im Supermarkt kommen. Aber während Lebensmittel und Essen allgegenwärtig waren, war die Landwirtschaft immer eher anonym und weit weg. Vielleicht ist es daher nachvollziehbar, dass mir früher der Zusammenhang zwischen Lebensmitteln und der Landwirtschaft, zwischen Essen und Natur, im Alltag verloren gegangen ist.  Seit einigen Jahren spielen Lebensmittel und deren Erzeugung eine größere Rolle in meinem Leben, sodass sich diese elementaren Zusammenhänge wieder in meinem aktiven Bewusstsein verankert haben.

Besonders fasziniert hat mich jedoch der Moment, in dem ich diesen Zusammenhang auch praktisch verstanden habe. Denn ab dem Zeitpunkt, ab dem ich anfing mit meiner Ölmühle und unterschiedlichen Ölsaaten zu experimentieren, konnte ich die Natur unmittelbar erleben. So konnte ich den Geruch der unbehandelten Rohware nach der schonenden Kaltpressung im Geschmack des Öls wiederfinden. Naturbelassen und unverfälscht.

Durch meine Experimente, den Austausch mit Landwirt*innen und Ölmüller*innen lernte ich, dass die Herkunft der verwendeten Ölsaaten eine entscheidende Rolle für den späteren Geschmack meines Öls spielen. Hinzu kommt, dass viele Ölsaaten, insbesondere in Bio-Qualität, sehr anspruchsvoll im Anbau sind. Auch der Erntezeitpunkt und die Aufbereitung der Rohware nehmen Einfluss auf den späteren Geschmack des Öls. So ist es entscheidend, dass die Saaten unmittelbar nach der Ernte getrocknet werden, damit sie lagerfähig sind und nicht verderben. Mit dem Anspruch nur regionale Saaten verarbeiten zu wollen, ist es besonders herausfordernd Landwirt*innen zu finden, die nicht nur das Wissen über die Saaten und deren Anbau besitzen, sondern gleichzeitig auch eine Infrastruktur haben, um die Saaten trocknen und reinigen zu können. Üblicherweise wird die Ernte auf direktem Wege vom Feld zum Agrarhandel gebracht, wo die Saaten anschließend in großen Mengen an die verarbeitende Industrie verkauft werden. Die Herkunft der Rohware schmeckt man also.

Es gibt aber auch Dinge, die man nicht unbedingt aus den eingekauften Lebensmitteln herausschmeckt – Pestizide, Monokulturen und weite Lieferwege. Da mir die Lebensmittel ohne diese Dinge deutlich besser schmecken habe ich mich dazu entschieden ausschließlich Bio-Rohwaren für meine natürlichen Speiseöle zu verwenden und beim Einkauf auch auf Herkunft zu achten. Schließlich sollen meine Produkte nur auf dem Teller einen bleibenden Eindruck hinterlassen, nicht aber in der Welt. Ich bin davon überzeugt, dass die besten Öle nicht durch eine besonders umfangreiche Verarbeitung, sondern aus besonders guter Rohware entstehen. So ist es nur konsequent, dass ich mich nicht nur nach dem EU-Bio-Standard zertifizieren lasse, sondern zusätzlich auch nach den strengen Richtlinien des Bioland-Verbandes.

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Kapitel 2. Anders. Von Anfang an.
Kapitel 4. Wir bauen eine Manufaktur.

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