Kapitel 4. Wir bauen eine Manufaktur.

Kapitel 4. Wir bauen eine Manufaktur.

„Irgendwie ist das alles nicht das Richtige.“,

sagte ich zu meiner Freundin und legte frustriert das Handy aus der Hand. Ein weiterer Abend verstrich, an dem wir gemeinsam stundenlang die gängigen Immobilien-Apps nach einem geeigneten Produktionsstandort durchsuchten. Der Markt war wie leergefegt. Ich suchte nach einem Objekt mit genügend Platz für einen Produktions- und Verkaufsbereich. Mit großen Schaufenstern, damit alle sehen können, wie ich in meiner gläsernen Manufaktur frische, kaltgepresste Speiseöle herstelle. Einen Ort, wo der Bezug zwischen Landwirtschaft und Lebensmittel für die Menschen in der Stadt wieder erlebbar wird und wo Transparenz darüber hergestellt wird, woher die hochwertigen Rohwaren stammen und wie diese später zu naturbelassenen Lebensmitteln verarbeitet werden.

Eines Abends, ich hatte die Suche schon gedanklich als weiteren Fehlschlag abgehakt, habe ich es dann gefunden. Ein schönes Objekt im Herzen von Hamburg, mitten in Barmbek-Süd. Sofort kontaktierte ich den Makler und wenige Tage später fand die Besichtigung statt. Obwohl die Räumlichkeiten etwas in die Jahre gekommen waren, hatte ich direkt Ideen und Bilder in meinem Kopf, wie es später einmal aussehen könnte. Auch meine Freundin sah das Potential und aus ihr sprudelten viele weitere Ideen. Glücklicherweise erhielt ich später sogar den Zuschlag und ich konnte endlich damit beginnen die Manufaktur und alle Abläufe weiter im Detail zu planen.

Für die Umsetzung all der gesammelten Ideen begann jetzt die Suche nach Handwerker:innen. Als Schreibtischtäter hatte ich natürlich keinen blassen Schimmer, welche Arbeiten genau von welchen Gewerken ausgeführt werden und so bekam ich immer wieder zu hören, dass andere zuständig seien. Irgendwann hatte ich alle Tätigkeiten auf die unterschiedlichsten Köpfe verteilt und dann passierte erstmal nichts. „Alles gut, wir haben noch ewig Zeit“. Na gut. Und dann ging es endlich los. Fensterbauer, Fliesenleger, Sanitär- und Heizungstechniker, Elektriker, Malerin – alle machten sich ans Werk. Ich weiß noch wie ich häufiger Panik bekam, als ich die Baustelle abends betrat. Überall lagen kleine Schuttberge. Kabel hingen aus den aufgeschlitzten Decken. Der Boden war herausgerissen. Tapetenreste hingen von den Wänden. Es war das pure Chaos und ich zweifelte daran, ob ich hier jemals meine Speiseöle herstellen könnte. 

Inzwischen komme ich gerne auf die Baustelle, denn eigentlich ist fast alles fertig. Das Chaos ist weg und die kleine Gewerbeeinheit in Barmbek-Süd ist kaum wiederzuerkennen. Auch der Ladenbauer hat bereits die Regale und den Tresen montiert. Jetzt fehlt nur noch die Produktionseinrichtung und dann kann ich endlich meine Ölmühle aus Lemgo holen. Der Tag, an dem ich meine frischen, kaltgepressten Speiseöle mitten in Hamburg produzieren kann, rückt immer näher.

Vielen Dank, an alle Handwerker:innen, die so fleißig und zuverlässig an meiner Manufaktur mitgearbeitet haben! Danke, dass ihr immer cool geblieben seid als ich euch anrief und sagte: „Mir ist da noch was eingefallen“. Und an meine Nachbar:innen: Sorry! Mir war nicht bewusst, dass euer TV-Kabel durch meine Manufaktur verläuft. Aber jetzt läuft ja wieder alles…

 

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Kapitel 3. Jede Ernte schmeckt anders.
Kapitel 5. Ausflug nach Sylt.

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